LiA-Fachevent - ein Rückblick

Belastungen am Arbeitsplatz treten in vielfältiger Art und Weise auf. Bei unserem LiA-Fachevent, das am 19. September stattfand, haben wir versucht dieser Vielfalt Rechnung zu tragen. Auf dem Programm standen Vorträge von sechs Experten, die die Thematik aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchteten.

Den Anfang machte Frau Prof. Böckelmann von der medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Ausgehend von den Trends und Treibern der neuen Arbeitswelten beschrieb sie in ihrem Vortrag die Auswirkungen der Digitalisierung aus arbeitsmedizinischer Sicht. Sie stellte heraus, dass durch die veränderten Rahmenbedingungen Richtlinien für einen „digitalen Arbeitsschutz“ geschaffen werden müssen. Frau Prof. Böckelmann gab Empfehlungen, wie Führungskräfte und Beschäftigen im „digitalen Zeitalter“ verantwortungsvoll Arbeit gestalten können.

Im zweiten Vortrag stellten Prof. Merkel von der Westsächsischen Hochschule Zwickau und Frau Böhm die Ergebnisse eines Projektes dar, in dem es darum ging, in einem Unternehmen Arbeitsstudien mit dem Ziel durchzuführen, die Belastungen von gesunden und gesundheitlich bereits eingeschränkten Personen zu reduzieren und die Wiedereingliederung langzeiterkrankter Mitarbeiter zu verbessern. Für das Gesundheitsmanagement des Unternehmens sollte ein Werkzeug entwickelt werden, mit dem es ausgewählten Personen möglich sein sollte, mit überschaubarem Aufwand und ohne Bindung von Experten aussagekräftige Belastungsanalysen durchzuführen. Prof. Merkel und Frau Böhm beschrieben ihre Vorgehensweise, diskutieren die möglichen Ansätze mit ihren Vor- und Nachteilen und stellten abschließend anhand von Beispielen die Lösung dar, die im Unternehmen realisisert wurde.

Im Anschluss daran wurde eine der von Prof. Merkel genannten Analysemethoden, das REBA online, von Herrn Dr. Debitz von novaworx detaillierter vorgestellt. Bei REBA online handelt es sich um ein Werkzeug für die prospektive, rechnergestützte psychologische Bewertung von Arbeitsinhalten. Mit diesem Werkzeug können bereits in frühen Stufen der Projektierung von Arbeitsplätzen, Arbeitsinhalte und -bedingungen hinsichtlich Fehlbeanspruchungen und den damit verbundenen Lern- und Motivationspotenzialen, analysiert und bewertet werden. Dr. Debitz stellte darüber hinaus ein weiteres Verfahren zur Gefährdungsbeurteilung dar: Das Screening Gesundes Arbeiten (SGA) ist ein orientierendes, validiertes Verfahren, das dem Anwender auf der Grundlage wissenschaftlich geprüfter Modelle Gestaltungsvorschläge unterbreitet, die zu einer Minimierung des Risikos psychischer Belastung beitragen. Dr. Debitz machte in seinem Vortrag deutlich, dass eine gesundheitsgerechte Beschäftigungs- und Arbeitspolitik im Unternehmen weit mehr als die Durchführung von Belastungsanalysen und Gefährdungsbeurteilungen umfasst. Beispielhaft zeigte er, wie Unternehmen durch die Schaffung motivationsförderlicher Rahmenbedingungen und lebensphasenorientierte Arbeitszeitgestaltung die Unternehmenskultur und damit die Gesundheit ihrer Mitarbeiter positiv beeinflussen können.

Das Gesundheitsmanagement war auch Thema eines zweiten Vortrages von Prof. Merkel. Er stellte das Projekt „midasKMU“ vor, mit dem die sehr aufwendige Erhebung und Auswertung von Daten vereinfacht werden soll. Ziel des Projektes ist es, kleine und mittlere Betriebe durch den Einsatz von Vital-Tracking und einer automatisierten Auswertung den Zugang für ein betriebliches Gesundheitsmanagement ermöglichen, welches die individuellen Leistungsvoraussetzungen der Belegschaft berücksichtigt. Prof. Merkel verglich verschiedene Tracking-Geräte und Datenlogger und beschrieb einen appbasisierten, digitalen Assistenten, mit dem sich physische und psychische Belastungen und Beanspruchungen erfassen und auswerten lassen. Der Assistent kann helfen, besondere über den Tag bzw. die Schicht verteilte Belastungen zu identifizieren und so eine Basis für weiterführende arbeitswissenschaftliche und ergonomische Untersuchungen schaffen. Darüber hinaus kann er in der Einarbeitungs- bzw. Anlernphase dem Nutzer helfen, seinen Trainingszustand zu überprüfen, oder ihn dabei unterstützen, durch Visualisierung seine Handlungen zu reflektieren, um unerwünschten Auswirkungen rechtzeitig entgegenwirken zu können.

Um die automatisierte Ermittung physischer Belastungen ging es auch im Vortrag von Herr Woitag (Fraunhofer IFF). Er stellte ein Projekt vor, bei dem Initialsensoren genutzt wurden, um bei manuellen Tätigkeiten Bewegungsabläufe und -zeiten zu erfassen und darüber Rückschlüsse auf Belastung zu ziehen. Da die Beanspruchung von der Arbeitsperson abhängig ist, wurden empirische ermittelte Vergleichdaten genutzt, um die maximal, zulässigen Belastungen zu ermitteln. Auf diese Weise können kritische Arbeitssituationen können rechtzeitig erkannt und Maßnahmen zur Reduzierung der Belastung eingeleitet werden.

Frau Samtleben (Fraunhofer IFF) thematisierte in ihrem Vortrag die Arbeitszeitgestaltung und ging hier im Speziellen auf die Schichtplanung ein. Sie stellte heraus, dass auch Personen, die im Schichtbetrieb arbeiten, ihre Arbeitszeit im Team selbstorganisiert und flexibel planen wollen. Auf der anderen Seite sind bei Gestaltung von Arbeitszeiten und Schichten eine ganze Reihe von gesetzlichen Regelungen und arbeitswissenschaftlichen Empfehlungen zu beachten. Frau Samtleben stellte ein Werkzeug vor, das versucht, diesen Ansprüchen gerecht zu werden.

Wir möchten uns an dieser Stelle recht herzlich bei unseren LiA-Experten bedanken, die mit ihren informativen Vorträgen, Impulse für interessante Diskussionen und den fachlichen Austausch zwischen den Teilnehmern während und zwischen den Vorträgen gaben. Auch im nächsten Jahr wollen wir wieder Veranstaltungen in diesem Format anbieten. Gern informieren wir Sie im Vorfeld darüber. Sprechen Sie uns an!

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